Trauer um Prof. Dr. Bernd Reusch

28. August 2017

Prof. Dr. Bernd ReuschNach schwerer Krankheit verstarb Prof. Dr. Bernd Reusch, einer der drei Gründungsprofessoren des Fachbereichs Informatik, am 22. Juli 2017 im Alter von 76 Jahren.

Die Alumni trauern um einen Wissenschaftler, der es im besonderen Maße verstanden hat, Theorie und Praxis miteinander zu verbinden und strukturprägend zu wirken.

Bernd Reusch hat sich in außerordentlicher Weise für den Aufbau und die Entwicklung der Dortmunder Informatik zu einem der größten und erfolgreichsten Informatik-Standorte in Deutschland verdient gemacht.

Nach dem Studium, der Promotion und Habilitation im Fach Mathematik war Reusch seit der Gründung des Fachbereichs Informatik im Jahr 1972 bis zu seiner Emeritierung 2006 Inhaber des Lehrstuhl 1 („Automaten- und Schaltwerktheorie"). 


Obwohl Theoretiker, lag ihm die Umsetzung seiner Ideen und Erkenntnisse in die Praxis von Beginn seiner wissenschaftlichen Karriere an besonders am Herzen. Er war an nationalen und internationalen Forschungs- und Entwicklungsprojekten der EU, des BMFT und des Landes NRW beteiligt und arbeitete bereits ab Mitte der 70er Jahre in gemeinsamen Projekten mit einer Reihe bedeutender deutscher und internationaler Unternehmen an praxisnahen Problemen zusammen „(„CAD für Mikroelektronik“). Eine führende Rolle spielte er bei der Initiierung und Einwerbung von Sonderforschungsbereichen an der TU Dortmund. Die Kooperation mit anderen Fachbereichen, insbesondere der Elektrotechnik und des Maschinenbaus, waren für ihn selbstverständlich. Neben der genannten Ausrichtung auf Software für den Entwurf von Schaltkreisen war Bernd Reusch in den 1990er Jahren bundesweit einer der Pioniere bei den Anwendungen der Fuzzy Logik in der industriellen Praxis.

Bernd Reusch engagierte sich in zahlreichen Ämtern für den Fachbereich und für die Universität. Er war Mitglied des akademischen Senats, übernahm in schwierigen Zeiten drei Mal die Verantwortung als Dekan des Fachbereichs, er war Gründungsprodekan und lange Jahre Vorsitzender der Kommission für Lehre und Studium. Dank seines Engagements und Einsatzes wurden die weltweit herausragenden Wissenschaftler und Persönlichkeiten Konrad Zuse, Lotfi A. Zadeh und Juris Hartmanis Ehrendoktoren des Fachbereichs. Er trug auch auf diese Weise zum Ansehen es Fachbereichs und der Universität bei.

Der Lehrstuhl von Reusch hatte jahrelang ca. 30 Mitarbeiter, denen er viele Freiheiten einräumte. Ein Beispiel dafür sind die Projektgruppen zum Thema „Fußballrobotik“, die internationale Erfolge feiern konnten zu einer Zeit, zu der viele das Thema als zu wenig anspruchsvoll abtaten. Bernd Reusch förderte und unterstützte seine Diplomanden und Mitarbeiter nach Kräften Er war an 33 Promotionen des Fachbereichs beteiligt. Viele seiner Absolventen und ehemaligen Mitarbeiter sind heute Professoren oder haben bedeutende Positionen in der Wirtschaft.

Außerhalb der Universität lagen ihm die Strukturprobleme und die Entwicklung Dortmunds besonders am Herzen. Er pflegte direkte Kontakte zu Politik und Wirtschaft der Region, er hatte Zugang zur Stadtspitze, zur IHK, zu Landtagsabgeordenten und Ministerien. Diese Kontakte nutzte er zu Gunsten des Fachbereichs. Ganz im Sinne seiner praktischen Handlungsweise initiierte er und engagierte er sich bei der Gründung mehrerer Unternehmen, u. a. bei der Gründung des 1. Softwarehauses im TechnologiePark Dortmund, der Quantum GmbH.

Bernd Reusch war äußerst vielseitig interessiert und weitsichtig. Er dachte an "das Ganze“ und setzte sich mit großem persönlichen Engagement dafür ein. Geradezu legendär sind seine Einladungen an den Lehrstuhl und die Hochschullehrerschaft zum Sommerfest in seinem Garten.

Bernd, wie er sich völlig unprätentiös von Studierenden, Mitarbeitern, Kollegen und vielen hochgestellten Persönlichkeiten nennen ließ, setzte als Dekan zahlreiche strukturprägende und organisatorische Dinge um, u. a. richtete er nach dem Vorbild anderer Fachbereiche die Stelle eines Dekanatsgeschäftsführers ein.

Bernd Reusch hat sich um den Fachbereich Informatik, die TU Dortmund und die Region große Verdienste erworben.

Er war Mitglied der Alumni-Vereinigung. Wir werden ihm mit großer Achtung und Respekt vor seiner Persönlichkeit und seiner Lebensleistung in Erinnerung behalten.

Seiner Familie gilt unser herzlichstes Beileid.

Hans Decker
Vorsitzender